Die Architektur der Zukunft unterscheidet nicht mehr zwischen Rohstoff und Müll. Ziel muss die Einführung einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen sein. Der Mehr.WERT.Pavillon auf der BUGA 2019 in Heilbronn demonstriert auf innovative Weise den sinnvollen Einsatz von wiederverwendeten und wiederverwerteten Baumaterialien als alleingültige, zukünftige Ressource. Alle im Projekt eingesetzten Materialien haben bereits mindestens einen Lebenszyklus durchlaufen, entweder in gleichbleibender oder veränderter Gestalt. Ebenfalls sind alle Materialien sortenrein verbaut und nach dem Rückbau wiederum komplett trennbar. Bei dem Projekt kommen keinerlei Kleber, Silikonfugen, Anstriche oder sonstigen Imprägnierungen zum Einsatz. Damit bedient sich das Projekt einerseits der bestehenden urbanen Mine, aber stellt gleichzeitig auch ein Materiallager dar, dessen Ressourcen nach der Bundesgartenschau wieder vollständig zur Verfügung stehen.
Entworfen und gebaut haben den Pavillon Studierende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) unter Mitwirkung der Professuren
Nachhaltiges Bauen (Dirk E. Hebel, Felix Heisel und Karsten Schlesier), Tragwerkslehre (Matthias Pfeifer) und Bautechnologie (Rosemarie Wagner) sowie das Büro 2hs Architekten und Ingenieur PartGmbB mit Lisa Krämer und Simon Sommer. Konzeptionell liegt dem Projekt eine stoffliche Schichtung zugrunde: Die tragende Struktur ist komplett aus Stahl gefertigt, welcher größtenteils aus einem zurückgebauten Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen stammt. Die Fassade zeigt wiederverwertete Glasmaterialien aus dem Glascontainer, wie Glaskeramik oder Schaumglas. Die Bodenflächen im Garten und unter dem Pavillon sind mit mineralischen Bauabruchstoffen belegt, welche direkt oder in weiterverarbeiteter Form von Recyclinghöfen stammen. Die Möbel und Einbauten sind aus wiederverwerteten Kunststoffmaterialien hergestellt.